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Heißrotte anlegen – So gelingt es mir immer

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Eine Heißrotte ist unglaublich hilfreich in vielerlei Hinsicht. Seitdem ich für mich einen Weg gefunden habe wie es wirklich immer funktioniert möchte ich die Vorteile einer Heißrotte nicht mehr missen: Der Kompost ist schneller reif und verwendbar. Ich kann alle möglichen Unkräuter dennoch auf den Kompost geben ohne Gefahr zu laufen mir meinen Kompost zu „versauen“.

…Und es macht einfach Spaß, wenn man einmal weiß, wie es geht.

Wie Du easy-peasy eine Heißrotte anlegst und wie es tatsächlich wirklich immer funktioniert, das erfährst Du in diesem Artikel.

70°C sind gar keine Seltenheit, wenn man den Dreh einmal raus hat

Was ist eine Heißrotte?

Als Heißrotte bezeichnet man einen Kompost, der aufgrund allein von bakterieller Tätigkeit unter optimalen Bedingungen Temperaturen zwischen 50 und 70°C erreicht.

Das hat den Vorteil, dass Unkrautsamen und sogar Pathogene abgetötet werden. Selbst chemische Überreste oder Pestizide werden durch die Hitze schneller abgebaut (Ich hoffe, ihr habt so etwas gar nicht erst in Eurem Garten…)

Die Grundlagen schnellen Komposts

Bevor ich in die Details meiner Methode gehe, möchte ich noch einmal die Grundlagen kurz anreißen ohne in wissenschaftliches Geschwafel abzudriften. Ich möchte es so simpel und praktikable wie möglich halten.

Also: Da wären zum einen das „Was“ und zum anderen das „Wie“:

„Was“ kommt auf den Kompost?

Es ist offensichtlich wichtig „Was“ Du auf den Kompost gibst. Und zwar sollte eine schöne Mischung aus den folgenden vier Dingen sein:

  1. Sauerstoff
  2. Richtige Menge Wasser bzw. Feuchtigkeit
  3. Stickstoff („Grün“)
  4. Kohlenstoff („Braun“)

Über Sauerstoff und Wasser brauchen wir uns beim Anlegen einer Heißrotte erstmal keinen Kopf zu machen, weil sie in der Regel über unsere „grünen“ und „braunen“ Materialien im Kompost landen.

Für eine Heißrotte braucht man definitiv keine grammgenaue Formel, geschweige denn irgendwelche Mengenangaben und Mengenverhältnisse.

Und ich glaube viele machen den Fehler, dass sie denken sie würden die Heißrotte nicht hinbekommen, weil das Verhältnis nicht stimmt. Vergesst es. Seht einfach zu, dass Euer Kompost von beiden Materialien (grün und braun) etwas bekommt und ihr werdet eine Heißrotte hinbekommen.

Aber auch nur wenn ihr Euch vor allem den nächsten Punkt zu Herzen nehmt:

„Wie“ landet es auf dem Kompost?

Damit meine ich nicht, wie Du es auf den Kompost bringst (Mit der Hand oder Mistgabel?). Sondern eher „Wie groß“.

Damit kommen wir zu dem wahrscheinlich wichtigsten Punkt überhaupt und ich bin davon überzeugt, dass wirklich jeder eine Heißrotte hinbekommt, wenn er Folgendes tut:

Das zu kompostierende Material so klein wie möglich häckseln.

Ein Kompost der sehr viele grobe Teile (dicke Äste) enthält braucht Ewigkeiten bis er fertig ist. Dagegen ist grobes grünes Material (Also Grünabfall, Blätter, Unkräuter usw.) noch akzeptabel, da es schneller zersetzt wird. Kleiner ist aber auch hier deutlich besser.

Selbst dünne Äste brauchen viel zu lange zu kompostieren und stehen den Bakterien nur schlecht als Kohlenstoff zur Verfügung, um ihre Tätigkeit optimal ausführen zu können.

Also: Seht zu, dass ihr vor allem alle braunen Materialien klein häckselt!

Besser: Wenn ihr alles möglichst klein häckselt!

Damit wäre das Geheimnis der Heißrotte gelüftet:
Häckselt Euer Material so klein wie es geht, werft es auf den Kompost, mischt es und freut Euch über >50°C.

Es ist wirklich so einfach. Wichtig wäre noch zu sagen, dass man in kurzer Zeit möglichst viel Material zusammenwerfen muss. Es bringt nichts über Monate verteilt immer mal wieder was auf den Kompost zu legen.

Das benötigst Du

Rasenmäher

Die besten Ergebnisse erziele ich inzwischen einfach mit dem Rasenmäher. Alles Material, was etwas gröber ist (Kleine Äste, grobes Bio Material etc.) wird vor meinem Komposthaufen auf dem Rasen verteilt und ich fahre einfach so lange mit dem Rasenmäher drüber, bis alles klein und im Fangsack ist.

Ich würde sagen 80% des Materials, was bei mir auf dem Kompost landet mache ich mit dem Rasenmäher klein. Der Rest kommt so drauf (Unkraut) oder wird mit dem Walzenhäcksler (Große Äste) klein gemacht.

Das Rasenmäher Messer wird durch die Äste sicherlich etwas in Mitleidenschaft gezogen, daher nutze ich einen gebrauchten Rasenmäher, den ich für 20€ gekauft habe. Bisher hält er noch.

Häcksler (Optional)

Wer einen Messerhäcksler hat ist deutlich besser dran, da man mit einem Walzenhäcksler wirklich nur dickere Äste klein bekommt. Dünnere Äste rutschen oft halbwegs unbeschadet durch.

Wer also einen Walzenhäcksler hat, muss zusätzlich zur Rasenmäher-Methode greifen, um dünne Äste, Laub, Gräser, grobes Bio-Material etc. klein zu bekommen.

Besitzer eines Messerhäckslers können sich glücklich schätzen und damit alles zerkleinern. Trotzdem würde ich es mal mit der Rasenmäher Methode vergleichen und schauen was bessere Ergebnisse erzielt.

Kompost Thermometer

Natürlich wollen wir doch wissen, wie heiß unser Kompost tatsächlich ist und ein bisschen bei Nachbarn und Freunden angeben („Ich habe Feuer gemaaaacht!“).

Das Thermometer hilft uns dabei die Aktivität im Kompost zu messen und festzustellen, ob wir alles richtig gemacht haben bzw. wann der Kompost fertig ist.

Abgesehen davon können wir besser einschätzen, wann wir mal wieder rühren (=umsetzen) sollten. Sprich: Wenn nach ein paar Tagen Hitze die Temperatur anfängt zu fallen, ist es an der Zeit alles nochmal durchzumengen.

Kostet vielleicht 10€ und hat einen großen Nutzen. Außerdem macht es immer wieder Spaß zu sehen, wie man mit ein bisschen Bio Materialien Hitze erzeugen kann.

Offenes Kompost-System

Geschlossene Systeme bieten zu wenig Platz, sind hässlich und schlecht zugänglich. Stattdessen ist ein offenes System zu empfehlen. Vor allem, wenn man den Kompost umsetzt, dann will man nicht in einer Tonne rumstochern müssen.

Später bei der Kompost-Ernte ist es auch viel angenehmer mit einem offenen Kompost System. Damit die Seiten und vor allem die Front nicht so schnell austrocknet bzw. komplett im Wasser ertränkt wird, schütze ich meine Heißrotte mit Pappkarton und/oder lege die Schubkarre darauf.

Heißrotte Kurzanleitung

  1. Sammle so viel grünes und braunes Material, dass Du in etwa einen Komposthaufen von einer Größe von 1m³ zusammenbekommst. Etwas kleiner klappt auch, größer sowieso.
  2. Genaue Mengen Grün/Braun sind nicht wichtig. Schau einfach, dass Du immer einen Ticken mehr Grünes als Braunes hast.
  3. Most important: Häcksel alles klein! Ich fahre mit der Rasenmäher-Methode am besten. Messerhäcksler ist auch super. Hauptsache klein.
  4. Wenn Du beim Zerkleinern schon grün & braun gemischt hast, dann brauchst Du nur noch alles auf einen Haufen als Kompost geben. Ansonsten: Schichte wie bei einer Lasagne immer eine Lage grün, dann wieder eine Lage braun auf.
  5. Decke deine angehende Heißrotte mit einem großen Pappkarton ab. So schützt du sie vor Austrocknung bzw. Regen
  6. Siehe nach, ob nach 1-2 Tagen die Temperatur von >50°C erreicht wurde. Falls nicht, solltest Du herausfinden warum.

Heißrotte – Troubleshooting

Wenn Du alles richtig gemacht hast, dann sollte in den nächsten 24-48 Stunden dein Kompost Temperaturen von über 50°C erreichen.

Sollte das mal nicht der Fall sein, dann überprüfe die folgenden Punkte und versuche ein paar Anpassungen vorzunehmen.

Die Temperatur ist also eine Möglichkeit

Kompost enthält zum größten Teil Rasenschnitt

Das führt meist dazu, dass zu viel Feuchtigkeit und vor allem zu wenig Sauerstoff im Kompost ist. Rasenschnitt klumpt und fängt irgendwann an zu stinken (Zeichen für Sauerstoffmangel).

Rasenschnitt muss immer gut durchmengt mit anderen Materialien im Kompost sein. Keine Klumpen lassen!

Wenn Du zu viel Rasenschnitt auf einmal hast, dann gib ihn lieber alle paar Tage dazu anstatt alles auf einmal. Immer gut mit anderem Material vermengen.

Kompost ist klatschnass

Kann vor allem durch Regen oder zusätzliches Gießen passieren.

Mische alles nochmal gut durch mit der Mistgabel und zerreiße etwas Pappe klein und mische es unter. Das hilft die Feuchtigkeit aufzunehmen und bildet kleine Sauerstofftaschen im Kompost.

Decke den Kompost ab, um ihn vor Regen zu schützen.

Kompost ist sehr trocken

Vor allem in den Sommermonaten der Fall oder wenn man zu wenig grünes Material hinzugegeben hat.

Gib ordentlich Grünschnitt hinzu und vermenge es grob. An ganz heißen Tagen scheue ich auch nicht davor zurück meinen Kompost zu gießen, um ihn feucht zu halten.

Mit Pappe o.ä. abdecken, um Kompost vor Vortrocknung durch Hitze und Sonne zu schützen.

Kompost hat zu viel grobes, braunes Material

Gerade in den Wintermonaten überwiegen braune Materialien. Da passiert es, dass der Braun-Anteil zu groß wird.

Ich verwende generell ganz grob gehäckselte Aststücke eher als Mulch und weniger für den Kompost. Versuche ordentlich grünes Material, aber auch feineres braunes Material hinzuzugeben.

Achte darauf nicht zu viel grobes braunes Material im Kompost zu haben.

Komposthaufen ist zu klein

Manchmal hat man einfach zu wenig Material beisammen, die für eine Heißrotte definitiv benötigt wird.

Es muss nicht zwangsläufig >1m³ sein. Ich habe auch oft weniger Material und es klappt dennoch. Trotzdem sollte man zusehen, dass der Haufen mindestens kniehoch ist.

Der beste Weg für einen großen Komposthaufen ist: mehr Material. Und das bekommt man einfach in der Nachbarschaft. Die meisten sind froh, wenn man ihnen das Unkraut und Äste abnimmt.

Vor allem Leute mit „normalen“ Komposthaufen, haben meist kein Platz mehr auf dem Komposthaufen, weil dieser zwei Jahre bis zur Reife braucht.

Temperatur fällt nach einigen Tagen

Das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge. Sobald die Temperatur so unter 40°C fällt mischst Du alles nochmal gut durch. Das reicht in der Regel, um die Temperatur wieder über 50°C zu bringen.

Gegebenfalls muss man grünes Material dabei untermischen, da dies stets vor dem braunen Material kompostiert. Auch wenn die Heißrotte etwas zu trocken wirkt brauchen wir grünes Material.

Meine Heißrotte schrumpft

Auch das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge. Teilweise schrumpfen meine Heißrotten in wenigen Tagen fast auf die Hälfte.

Aber ganz normal denn bei so hohen Temperaturen zersetzen sich die Materialien im Schnelldurchlauf- hier wird auf Hochtouren kompostiert und ist genau das, was wir erreichen wollten.

Noch Fragen?!

Falls es dennoch nicht klappt, dann freue ich mich Eure Fragen zum Thema zu beantworten und mit Euch ein wenig zu troubleshooten woran es liegt.

Wenn man den Dreh einmal raus hat, ist es wirklich sehr einfach jedes Mal eine Heißrotte hinzubekommen. Und es macht einfach mehr Spaß in wenigen Monaten schon leckeren Kompost zu haben, als zwei Jahre auf den Kompost zu warten.

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Foto des Autors

Ich habe das Projekt Pflanzentanzen ins Leben gerufen, weil ich mich gerne im Garten & auf dem Balkon als Hobby-Gemüse-Gärtner austobe. Am liebsten nerve ich meine Freundin damit, unseren Balkon mit Tomaten, Chillies und Snackgurken zu verwuchern.

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