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Die Blätter Deiner Obstbäume sind bereits im Frühjahr von Löchern übersät, manche sind gar bis auf die Blattrippen abgefressen? Dann waren hier mit hoher Wahrscheinlichkeit Frostspanner am Werk. Wir verraten Dir, wie Du gegen den Obstbaumschädling wirksam vorgehst.
In diesem Artikel findest Du verschiedene Tipps zur Vorbeugung und Bekämpfung des Kleinen Frostspanners.
Keine Chance dem Frostspanner
- Leimringe verhindern, dass die Weibchen ihre Eier in den Baumkronen ablegen.
- Das Bakterium Bacillus thuringiensis tötet die Raupen im Frühjahr ab.
- Auch Neemextrakt kann gegen den Frostspanner eingesetzt werden.
- Schlupfwespen können Dich im Kampf gegen den Frostspanner unterstützen.
- Singvögel, Spechte, Spinnen und Laufkäfer fressen Frostspanner.
Raupe Nimmersatt frisst die Bäume kahl
Endlich ist er da, der lang ersehnte Frühling! Du freust Dich auf die prächtige Obstbaumblüte und natürlich auf die neuen Früchte, die sich bald darauf bilden werden. Doch das frische Grün ist diesmal arg in Mitleidenschaft gezogen. Der neue Austrieb kann sich nicht recht entwickeln, weil Fraßspuren die jungen Blätter schädigen. Bei genauerem Hinsehen, entdeckst Du kleine grüne Raupen an den Trieben, die sich über die zarten Blätter, die Knospen und die Blüten hermachen.
Keine Panik – der Frostspanner ist zwar ein ausgesprochen lästiger Schädling, doch meist überstehen die Bäume einen Befall ohne bleibende Schäden. Mit gezielten Gegenmaßnahmen lässt sich die Plage zum Glück verhältnismäßig gut unter Kontrolle bringen.
Noch besser ist es natürlich, Du lässt es gar nicht so weit kommen und machst dem Frostspanner das Leben in Deinem Garten so schwer wie möglich.
Was ist ein Frostspanner?
Beim Frostspanner handelt es sich um eine Schmetterlingsart aus der Familie der Spanner. Die unscheinbaren Falter zählen zu den Forstschädlingen und sind in Wäldern, Gebüschen, Parks und leider auch im Hausgarten anzutreffen.
Bei Hobbygärtnern gefürchtet ist vor allem der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata), weil er im Gegensatz zu seinem Verwandten, dem Großen Frostspanner (Erannis defoliaria), einen besonders ausgeprägten Appetit auf das Laub unserer Obstbäume zu haben scheint. Die Art ist in ganz Nord- und Mitteleuropa heimisch und kann bei massenhaftem Auftreten beträchtliche Ernteeinbußen verursachen.
Kleinen Frostspanner erkennen
Die ausgewachsenen Tiere, die sogernannten Imagines, werden von Gartenbesitzern meist kaum wahrgenommen. Männliche Tiere sind graubraun und haben eine Flügelspannweite von zwei bis maximal zweieinhalb Zentimetern.
Die Flügel sind von feinen Querlinien durchzogen und mit gelblichen Fransen besetzt. Am Kopf befindet sich ein Paar kurzer, behaarter Fühler.
Unscheinbare Schmetterlinge
Die Weibchen sind praktisch flügellos und sehen dadurch völlig anders aus. Sie haben einen graubraunen Körper und bewegen sich wie Käfer laufend vorwärts. Ob männlich oder weiblich – im Schmetterlingsstadium befinden sich die Tiere nur sehr kurz.
Sie haben nur wenige Tage Zeit, um sich zu paaren und ihre Eier abzulegen, danach ist ihr Leben auch schon zu Ende.
Grüne Raupen mit typischer Kriechbewegung
Deutlich mehr Zeit ihres Lebens verbringen die Frostspanner als Larven. In diesem Stadium ist es ihre Hauptaufgabe, zu fressen und zu wachsen – und dem kommen sie mit viel Eifer nach. Kaum geschlüpft, machen sie sich auch schon über das junge Laub der Bäume her und hinterlassen dabei hässliche Fraßspuren.
Die Raupen sind grün mit weißlichen Seitenstreifen und dunkelgrünen Mittelstreifen und etwa zweieinhalb Zentimeter lang. Du kannst sie anhand ihrer charakteristischen Fortbewegungsweise gut von anderen Raupen unterscheiden.
Beim Kriechen machen sie Katzenbuckel, bevor sie sich strecken. Das kommt daher, dass die Tiere in der Körpermitte keine Beine haben.
Lebensweise des Frostspanners
Auch wenn die Schädlinge nicht immer sichtbar sind, so sind sie dennoch während des gesamten Gartenjahres im Obstgarten präsent. Die Falter legen im Herbst ihre Eier in den Ritzen der Rinde ab. Anfangs sind die Eier noch grün, mit der Zeit färben sie sich orangerot.
Wann schlüpfen die Raupen?
Weil die Eier direkt an den Bäumen überwintern, haben die Raupen im Frühjahr ein leichtes Spiel. Zur Zeit des Knospenaustriebs von März bis April schlüpfen sie und sitzen auf diese Weise direkt vor der gedeckten Tafel. Sie müssen aber nicht auf ein und demselben Baum bleiben.
Junge Raupen sind in der Lage, Fäden zu spinnen und sich an diesen vom Wind zu anderen Bäumen tragen zu lassen.
Verpuppung am Boden
In den nächsten Wochen kriechen die Larven von Blatt zu Blatt und hinterlassen dabei eine Spur der Verwüstung. Im Juni sind sie schließlich so vollgefressen, dass sie sich ins nächste Stadium ihrer Entwicklung begeben.
Sie seilen sich an einem Spinnfaden ab und verpuppen sich in der Erde zu einem Kokon.
Im Frühjahr fressen die Raupen die Bäume kahl
Die Raupen sind von April bis Juni auf den Blättern der Wirtspflanzen zu finden. Nun kannst Du sie mit biologischen Pflanzenschutzmitteln bekämpfen.
Wann schlüpfen die Schmetterlinge?
Im Herbst, manchmal gar erst nach den ersten Frostnächten, schlüpfen schließlich die Falter aus den Kokons. Die Weibchen müssen nun mangels Flügel einen Fußmarsch über die Stämme in die Baumkronen antreten. Oben angelangt machen sie mittels Pheromonen die Männchen auf sie aufmerksam. Die haben es dank ihrer Flügel deutlich einfacher und lassen sich nicht lange bitten. Für einige Tage umschwirren sie nun während der Dämmerung die Kronen der Wirtsbäume.
Aufmerksame Hobbygärtner können die flatternden Falter je nach Witterung ab Anfang Oktober beobachten. Nach der Paarung legt jedes Weibchen 200 bis 300 Eier in Rindenritzen in der Nähe der Knospen ab. Während die Falter sterben, überwintern die Eier in den Bäumen, wo im Frühjahr die nächste Frostspanner-Generation schlüpft.
Im Spätherbst ist Flugzeit
Die Flugzeit des Frostspanners liegt zwischen Mitte Oktober und Ende Dezember. Ab Ende September solltest Du daher Leimringe an den Stämmen Deiner Obstbäume anbringen, an denen die Weibchen kleben bleiben.
Schadbild
Wenn Deine Bäume vom Kleinen Frostspanner heimgesucht wurden, ist das nicht zu übersehen, denn eine Raupe kommt selten alleine. Die Schädlinge treten meist in großen Scharen auf und können erhebliche Schäden hinterlassen.
So erkennst Du einen Frostspanner Befall
Die ersten Anzeichen eines Frostspannerbefalls zeigen sich bereits im Frühjahr, beim Austrieb der Bäume. Angefressene Knospen, Blüten und Blätter schwächen die Pflanze und können die Fruchtentwicklung behindern. Später kannst Du auch Fraßspuren an den Fruchtansätzen und an den Früchten sowie Kotspuren erkennen. Die Blätter werden häufig bis auf die Blattrippen abgefressen.
Abgefressene Knospen, löchrige Bätter, deformierte Früchte
Befallene Früchte fallen meist vorzeitig ab oder sind durch die Schädigung missgebildet, manchmal weisen sie trichterförmige Vertiefungen auf. Selten spinnen sich die Raupen in Blattbüscheln ein und fressen im Schutz dieser Gespinste weiter.
Wenn Dir diese Symptome an Deinen Bäumen auffallen, solltest Du näher hinsehen. Kannst Du grüne Raupen an den Blättern erkennen? Sieh Dir ihre Bewegungen genau an. Machen sie beim Kriechen einen ‚Katzenbuckel‘, handelt es sich eindeutig um die Larven des Kleinen Frostspanners.
Handelt es sich bei den Larven tatsächlich um Frostspanner?
Die Raupen des Frostspanners sind an ihrer typischen Bewegung gut zu erkennen. Sie machen beim Kriechen vor jeder Streckbewegung einen ‚Katzenbuckel‘.
Welche Pflanzen sind betroffen?
Leider ist der Frostspanner gar nicht wählerisch. Er befällt Laubbäume aller Art und findet dabei an verschiedensten Obstbäumen ebenso Geschmack, wie an Ziergehölzen. Besonders hoch im Kurs bei den gefräßigen Raupen stehen Kirschen.
Aber auch Apfel, Birne und Zwetschge sind sehr beliebt. Lediglich Pfirsichbäume verschmäht der Schädling. Das Laub von Ahorn, Linde, Hainbuche, Buche und Eiche hingegen mundet den Frostspannerlarven ganz vorzüglich.
Vorbeugen
Sind die Raupen erst einmal geschlüpft, ist es schwierig, den Befall unter Kontrolle zu bringen. Mit den richtigen Vorbeugungsmaßnahmen allerdings hat der Frostspanner in Deinem Garten keine Chance. Wenn es Dir gelingt zu verhindern, dass die weiblichen Falter ihre Eier ablegen, kannst Du Dich im nächsten Frühjahr auf saftiges Laub und eine üppige Blüte ohne hässliche Fraßspuren freuen.
Leimringe
Leimringe sind eine effektive und umweltfreundliche Methode, die Weibchen am Aufstieg in die Baumkronen zu hindern. Dabei handelt es sich um etwa zehn Zentimeter breite Streifen aus Papier oder Kunststoff, die mit einem zähen Klebstoff bestrichen sind. Diese klebrige Masse trocknet nicht, sodass die Frostspanner auf ihrem Weg nach oben daran hängen bleiben und sich nicht mehr befreien können.
Die Kokons, aus denen die Falter schlüpfen, befinden sich im Boden. Da die flügellosen weiblichen Tiere mühsam die Stämme hochklettern müssen, um ihre Gelege zu platzieren, kommen sie um diese Fallen nicht herum.
Am besten für jeden Baum einen Leimring
Bedenke, dass junge Frostspannerraupen Fäden spinnen, an denen sie sich vom Wind auf andere Bäume tragen lassen. Daher macht es Sinn, alle potentiellen Wirtspflanzen zu schützen.
So bringst Du Leimringe richtig an
- Spätestens Ende September solltest Du jeden Baum, den Du schützen möchtest, mit einem Leimring versehen.
- Bürste den Stamm mit einer Wurzelbürste ab, um lose Rindenstücke zu entfernen.
- Weist die Rinde tiefere Einkerbungen oder Furchen auf, solltest Du diese vor dem Anbringen der Leimringe mit Papier ausstopfen, damit die Frostspanner nicht unter dem Ring durchschlüpfen können.
- Die Leimringe müssen in einer Höhe angebracht werden, wo sie nicht von Gräsern oder Gebüsch überragt werden, welche den Frostspannern als Brücke dienen könnten.
- Baumpfähle werden von den Frostspannern ebenfalls als Aufstiegshilfe genutzt und müssen daher ebenfalls mit einem Leimring versehen werden.
- Meist handelt es sich bei Leimringen um eine fortlaufende Rolle. Leg den Streifen um den Baumstamm und miss die benötigte Länge ab. Die Enden sollten sich dabei deutlich überlappen.
- Schneide den Streifen in der passenden Länge ab und falte ihn auf, sodass die Klebeseite frei wird.
- Wickle den Streifen mit Klebeseite nach außen so um den Stamm, dass die Enden überlappen und dabei zusammenkleben.
- Binde den Leimring oben und unten zusätzlich mit einer Schnur am Stamm fest, damit die hochkrabbelnden Insekten nicht darunter durchschlüpfen können.
Bring die Leimringe nicht zu hoch an
Sitzt der Leimring zu hoch, legen manche Weibchen ihre Eier einfach unterhalb dieser Barriere ab. Entferne zuvor hohes Gras und Wurzelschösslinge im Bereich des Stamms, damit die Frostspanner den Ring nicht überbrücken können.
Ende Dezember kannst Du die Leimringe bereits wieder abnehmen. Denn nun hat das Leben aller Frostspanner, die nicht in die klebrige Falle getappt sind, auf natürliche Weise ein Ende gefunden. Entsorge die Streifen gleich im Hausmüll, damit die Eier, die sich eventuell darauf befinden nicht wieder in den Garten gelangen können.
Raupenleim – effektive Direktlösung
Ganz besonders praktisch ist sogenannter Raupenleim. Die klebrige Paste wird einfach mit dem Pinsel oder mit einer Spachtel direkt auf den Stamm aufgetragen und kann daher nicht unterwandert werden. Raupenleim eignet sich außerdem zur Auffrischung der Klebewirkung von Leimringen während der Wintermonate.
Der Naturleim ist unschädlich für nützliche Insekten und für die Umwelt, pflanzenverträglich und kompostierbar. Er hält nicht nur Frostspanner, sondern auch Ameisen und andere Schädlinge, die über den Stamm in die Krone klettern, von Deinen Bäumen fern.
Fressfeinde halten die Frostspanner im Schach
Gestalte Deinen Garten so, dass sich die natürlichen Feinde des Frostspanners bei Dir wohlfühlen. Für Singvögel und Spechte sind die Raupen eine attraktive Beute, insbesondere Kohlmeisen zählen zu den fleißigsten Raupenvertilgern.
Mit dem Pflanzen von Wildobsthecken und dem Anbringen von Nisthilfen lockst Du die gefiederten Gegenspieler des Frostspanners in Deine grüne Oase. Du wirst sehen, dass durch eine vielfältige Fauna im Garten die Schäden durch den Frostspanner stark zurückgehen.
Auch Spinnen, Laufkäfer und Raupenfliegen finden Geschmack an den Eiern und Raupen der Frostspanner. Eine wilde Ecke lädt verschiedenste Nützlinge zum Verweilen ein und hilft Dir, das natürliche Gleichgewicht im Garten wiederherzustellen. Auf diese Weise kannst Du massenhaftem Schädlingsbefall vorbeugen – mühelos und ganz ohne Chemie.
Hühner vertilgen Frostspanner
Wer Hühner im Garten hält, braucht sich keine Sorgen um seine Obstbäume zu machen. Die Tiere scharren bei der Futtersuche auf dem Boden und stöbern dabei die Puppen des Frostspanners auf.
Außerdem machen die Hühner Jagd auf die weiblichen Falter, wenn diese versuchen, den Stamm hochzuklettern.
Bekämpfen
Du hast den richtigen Zeitpunkt zur Vorbeugung und die Falter haben ihre Eier bereits in den Bäumen abgelegt. Ärgere Dich nicht – auch jetzt ist es noch nicht zu spät, dem Frostspanner den kämpf anzusagen.
Es gibt einige natürliche Methoden, den Schädlingen den Garaus zu machen, ohne dabei der Umwelt zu schaden.
Bacillus thuringiensis
Hierbei handelt es sich um ein Bakterium, das für Nützlinge und für uns Menschen ungefährlich ist, die Raupen des Frostspanners allerdings zuverlässig abtötet. Das Präparat wird auf die befallenen Bäume gespritzt und von den Frostspannern mit der Nahrung aufgenommen. Die Raupen hören dadurch sofort auf zu fressen und verenden innerhalb weniger Tage. Das Mittel muss jedoch rechtzeitig angewandt werden, da es nur gegen die frisch geschlüpften Frostspannerlarven wirksam ist.
Im Gartenfachmarkt sind biologische Insektizide auf Basis von Bazillus thuringiensis erhältlich, wie zum Beispiel Raupenfrei Xentari von Neudorf oder Lepinox Plus von Kwizda.
Neemöl
Das Öl aus den Samen des indischen Niembaumes ist für seine insektizide Wirkung bekannt. Pflanzenschutzmittel auf Basis von Neemextrakt (Azadirachtin) werden häufig gegen die Mehlige Apfelblattlaus eingesetzt und zeigen dabei auch Teilerfolge gegen Frostspanner.
In Kombination mit Bazillus thuringiensis ist Neemöl noch wirksamer.
Schlupfwespen
Umweltbewusste Hobbygärtner setzen heute gerne auf Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung. Schlupfwespen können mittlerweile im Gartenfachmarkt gekauft werden. Sie legen ihre Eier direkt in den Eiern der Frostspanner ab.
Die heranwachsenden Schlupfwespenlarven vernichten die Wirtseier und siedeln sich im Garten an, sodass die Frostspanner bald keine Chance mehr haben.
Effektiver als jedes Insektizid
Nützlinge wie die Schlupfwespe haben Frostspanner zum Fressen gerne. Haben sie sich in Deinem Garten erst einmal angesiedelt, vermehren sie sich ganz von selbst. Biete ihnen geeignete Nisthilfen an, damit sie dauerhaft bei Dir heimisch werden.
Fazit
Natürlich ist es ärgerlich, wenn Deine Obstbäume vom Frostspanner befallen werden, aber noch lange kein Grund zu verzweifeln. Im Frühjahr kannst Du Bacillus thurigensis Präparate, Neemöl oder Schlupfwespen gegen die jungen Raupen einsetzen.
Im Herbst sorgen Leimringe an den Bäumen dafür, dass das nächste Gartenjahr ohne die gefräßigen Frostspanner beginnen kann.
Weiterführende Studien & Infos
- https://www.youtube.com/watch?v=JGZNv8J-yMI
- https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/grundlagen-pflanzenbau/pflanzenschutz/schaderreger/schadorganismen-im-obst-und-weinbau/tierische-schaderreger/frostspanner/
- https://www.warndienst-pflanzengesundheit.at/warndienst/schaedling/frostspanner/
- https://link.springer.com/article/10.1007/s10530-019-02054-1