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Vertikutieren ist nicht unumstritten. Während viele Fachleute den Einsatz eines Vertikutierers auch im Privatgarten empfehlen, sind andere Experten wiederum der Meinung, dass die strapaziöse Pflegemaßnahme nur am Sportrasen Sinn macht. Deshalb ziehen immer mehr Hobbygärtner das Rasenlüften als sanftere Alternative in Betracht. Hier erfährst Du, ob Du Deinen Rasen vertikutieren oder lieber lüften sollst.
Die richtige Pflege für Deinen Rasen
- Vertikutieren und Lüften befreien den Rasen von Rasenfilz, Moos und Unkraut
- Vertikutieren ist gründlicher
- Lüften ist schonender
- mit regelmäßiger Pflege und Mulchmähen kannst Du eventuell auf das Vertikutieren verzichten
- bei stark verfilztem oder vermoostem Rasen hilft meist nur noch der Vertikutierer
- lass es daher gar nicht erst so weit kommen
Vertikutieren – Muss oder Mythos?
Wer einen schönen Rasen sein Eigen nennen möchte, muss jährlich vertikutieren. Diese Regel hast Du sicher schon gehört. Doch stimmt das tatsächlich oder ist die sanftere Pflege mit dem Rasenlüfter eine brauchbare Alternative? Sehen wir uns an, was vertikutieren und lüften überhaupt bedeuten und was damit erreicht werden soll.
Vertikutieren – lässt Luft an die Wurzeln
Damit Dein Rasen schön dicht und saftig aussieht, muss er regelmäßig gemäht werden. Beim Mähvorgang gelangen unweigerlich abgemähte Halme auf den Boden. Selbst wenn Dein Rasenmäher mit einem Fangkorb ausgestattet ist, kannst Du das nicht ganz verhindern. Zusätzlich sterben immer wieder Triebe ab und lagern sich ab. Sie bilden mit der Zeit eine dünne Schicht, den sogenannten Rasenfilz.
Der Rasenfilz schützt den Rasen
Die Rasengräser wurzeln flach und bilden einen dichten Bewuchs – die Grasnarbe. Darunter spielt sich bei einem gesunden Rasen ein recht aktives Bodenleben ab: Bakterien, Pilze, Tausendfüßler und Regenwürmer ernähren sich vom anfallenden organischen Material und zersetzen es dabei. Eine dünne Filzschicht ist also nicht schädlich, ganz im Gegenteil – sie bietet den Mikroorganismen Nahrung und schützt den Rasen vor Trockenheit und Frost.
Zu viel des Guten
Manchmal kann diese Mulchschicht allerdings auch zu dick werden. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Rasenpflege vernachlässigt wird oder ein funktionierendes Bodenleben nicht gegeben ist. Wer das Schnittgut nach dem Mähen auf dem Rasen liegen lässt, braucht sich über eine dichte Filzschicht nicht zu wundern. Auch eine unzureichende oder falsche Düngung kann zu einer Verfilzung der Grasnarbe führen.
So atmet Dein Rasen wieder auf
Ein Vertikutierer befreit den Boden mittels rotierender Federstahlmesser gründlich von Rasenfilz, Moos und Unkraut. Die starren Messer schneiden die Grasnarbe senkrecht ein und ziehen den Rasenfilz heraus. Dabei geht das Gerät nicht gerade zimperlich vor: Nach der Behandlung sieht die Grünfläche meist traurig aus. Jetzt heißt es, die Kahlstellen durch Nachsaat auszubessern und dem Rasen eine Erholungspause zu gönnen.
Vorteile
- befreit nachhaltig von Mulch und Moos
- fördert die Belüftung des Bodens
- das Anritzen der Grasnarbe regt das Graswachstum an
- macht den Rasen belastbar
- lockert den Boden auf
- sorgt dafür, dass das Regenwasser gut abfließen kann
Nachteile
- vertikutieren löst nicht jedes Rasenprobleme
- das Einritzen der Grasnarbe stresst einen strapazierten Rasen zusätzlich
- die Rasenwurzeln werden beschädigt
- eine (dünne) Schicht Rasenfilz fördert das Bodenleben
- das Wachstum flach wachsender Unkräuter wird gefördert
- beim Vertikutieren entstehen kahle Stellen, die gerne von Unkräutern besiedelt werden
Lüften – Wellnessprogramm mit Peelingeffekt
Auch beim Lüften befreist Du Deine Grünfläche von Rasenfilz und Moos, allerdings deutlich sanfter. Da Rasenlüfter lediglich mit Stahlkrallen ausgestattet sind, die nicht ganz bis auf den Boden reichen, ritzen sie die Grasnarbe nicht an und können die Graswurzeln auch nicht verletzen. Du kannst Deinen Rasen also getrost mehrmals im Jahr lüften, ohne dass er es Dir übel nimmt.
Vorteile
- sanft und schonend
- befreit dennoch von Rasenfilz und Moos
- verbessert die Luft- und Nährstoffzufuhr
- verletzt die Rasenwurzeln nicht
- der Rasen sieht nach der Behandlung nicht so mitgenommen aus
- kann gerne häufiger durchgeführt werden
Nachteile
- nicht ganz so intensiv und gründlich
- lockert den Boden nicht auf
- kann das Vertikutieren nicht ganz ersetzen
Muss ein Rasen vertikutiert werden?
Nicht alle Rasenexperten sind sich einig, was die Notwendigkeit des Vertikutierens im privaten Bereich betrifft. Während es für viele zur perfekten Rasenpflege einfach dazugehört, empfehlen es andere für den Hausgarten nicht. Die Kritiker sind der Meinung, dass Vertikutieren lediglich auf dem Golfplatz oder im Fußballstadion Sinn macht. Die Pflegemaßnahme macht den Rasen belastbar und bei jedem Wetter bespielbar.
Schließlich sieht ein solcher Sportrasen von seinem Aufbau her auch ganz anders aus, als die typischen Grünflächen in unseren Gärten. Ihre Wachstumsschicht besteht aus 90 Prozent Sand und 10 Prozent sandigem Mutterboden. Damit ist ein Sportrasen ziemlich steril, andere Pflanzen als Gras gedeihen dort kaum. Auch die Mikroorganismen, die für ein gesundes Bodenleben wichtig sind, fühlen sich in einem derart mageren Rasen nicht mehr wohl.
Natürliche Rasenpflege
Weil die winzigen Bodenlebewesen, die sonst am Rasen liegende Pflanzenreste zersetzen und in Humus umwandeln, am Sportplatz fehlen, muss der Vertikutierer diese Arbeit übernehmen. Der nährstoffreiche Humus fehlt den Gräsern natürlich, daher sorgt der Greenkeeper mit Rasendünger für Nahrung. Damit der Boden schön locker bleibt und wasserdurchlässig, muss er den Rasen regelmäßig sanden.
Da Du wohl nicht vorhast, eine Fußballmannschaft in Deinem Garten zu trainieren, ist das Vertikutieren kein Pflichtprogramm. Überlege, ob Du Dich lieber für das Mulchmähen und damit für eine natürliche Rasenpflege entscheiden möchtest. Einen Rasenlüfter kannst Du in diesem Fall dennoch ab und zu verwenden. Er ist sanfter zu Deinem Rasen und hilft Dir dennoch beim Entfernen von Moos und einer zu dicht gewordenen Mulchschicht.
Gib dem Rasenlüfter den Vorzug
Bei einem jungen Rasen, bei dem sich der Moos- und Unkrautbefall noch im Anfangsstadium befinden, bist Du auf jeden Fall mit einem Rasenlüfter besser beraten. Wer seine Grünfläche fürsorglich pflegt und richtig düngt, kann eventuell ganz auf den Einsatz eines Vertikutierers verzichten. Hat sich durch Pflegefehler erst einmal eine undurchdringliche Filzschicht angesammelt, hilft wohl nur noch ein Vertikutierer. Wenn Vertikutieren wirklich sein muss, gilt es dabei folgende Punkte zu beachten, damit die Prozedur Deinem Rasen nicht schadet:
Wichtige Punkte beim Vertikutieren
- Vertikutiere nur gut etablierte Rasenflächen. Der Rasen sollte vor mindestens drei Jahren angelegt worden sein. Junge, zarte Gräser laufen Gefahr, beim Vertikutieren herausgerissen zu werden.
- Vertikutiere nur einmal pro Jahr – am besten im Frühjahr. Lediglich bei starkem Moos- oder Unkrautbewuchs empfiehlt sich ein zweiter Durchgang im Herbst.
- Der Rasen darf beim Vertikutieren keinesfalls nass sein, sonst wird die Grasnarbe zu stark geschädigt.
- Stelle die Schnitttiefe nicht zu tief ein. Vier Millimeter sind das absolute Maximum, wenn Du Deinem Rasen nicht schaden möchtest! Der Rasenfilz sollte dabei zwar durchgeschnitten werden, der Boden darf aber lediglich ein bis zwei Millimeter tief angeritzt werden. Ist die Filzschicht zu dick, empfiehlt es sich, besser in mehreren Durchgängen zu vertikutieren, anstatt es bei der Schnitttiefe zu übertreiben.
- Vertikutiere nicht bei Frost. Im Frühjahr solltest Du Dich gedulden, bis das Gras wieder zu wachsen beginnt. Im Herbst darf das Vertikutieren nicht zu spät stattfinden, damit sich der Rasen vor dem Frost gut erholen kann.
Fazit
Ein fürsorglich gepflegter Rasen im Hausgarten kommt durchaus auch ohne Vertikutieren aus. Mit einer ausgewogenen Düngung und natürlichen Pflegemaßnahmen wie Mulchmähen, reicht es aus, den Rasen gelegentlich zu lüften. Ist Dein Rasen extrem verfilzt oder stark vermoost, hilft meist nur noch der Einsatz eines Vertikutierers. Gehe dabei fachgerecht und behutsam vor, um Deine Grünfläche nicht zu beschädigen.