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Gurken aus Samen selber ziehen: Experten-Tipps für die perfekte Vorzucht

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Ist es eigentlich möglich, aus einer Gurke Samen zu entnehmen und daraus Pflanzen zu ziehen? Prinzipiell funktioniert das. Allerdings gibt es einige Punkte zu beachten, damit die Aussaat von selbst gewonnenem Saatgut ein voller Erfolg wird.

So gewinnst Du Saatgut aus einer Gurke

Der Traum vom Gurkengarten

Gurken sind Dein liebstes Snackgemüse? An heißen Tagen sind die knackig grünen Früchte eine schmackhafte und kalorienarme Erfrischung. 

Ob im Salat, im Smoothie, als Sticks zum Dippen oder einfach am Butterbrot mit Salz – Gurken sind unglaublich vielfältig und geben dem Sommer Biss. 

Die Idee, Dein Lieblingsgemüse einfach selbst zu ziehen, ist naheliegend. Doch funktioniert das so einfach, wie Du Dir das vorstellst?

Hochleistungsgurken dominieren den Markt

Die Chance, aus Supermarkt-Gurken keimfähige Samen zu gewinnen, ist eher gering. Bei den meisten modernen Salatgurken-Sorten handelt es sich um parthenokarpe F1-Hybriden. 

Die Pflanzen sind aus einer Kreuzung reinerbiger Eltern hervorgegangen. Sie haben bestimmte Eigenschaften, wie eine gute Resistenz gegen die typischen Gurkenkrankheiten, deutlich höhere Erträge und bestimmte Fruchtmerkmale.

 Leider bleiben diese angezüchteten Eigenschaften nicht erhalten. Wenn Du den Früchten dieser F1-Hybriden Samen entnimmst und diese anbaust, erhältst Du mit großer Wahrscheinlichkeit völlig andere Pflanzen, die Deinen Erwartungen nicht entsprechen.

Moderne Sorten sind meist kernlos

Darüber hinaus ist es gar nicht so leicht, überhaupt Samen in Deiner Supermarkt-Gurke zu finden. Diese Pflanzen sind für den Anbau im Gewächshaus gezüchtet und tragen oft nur weibliche Blüten. Sie können ganz ohne Befruchtung Früchte bilden, sind also parthenokarp oder jungfernfrüchtig. 

Das ist unter Glas natürlich praktisch, denn bestäubende Insekten sind im Gewächshaus rar und auch der Wind, der sonst bei der Verbreitung des Pollens nachhilft, ist ausgesperrt. Parthenokarpe Früchte haben keine oder nur sehr wenige unterentwickelte Kerne. Auch das ist erwünscht, da bei älteren Früchten die Kerne härter werden und beim Verzehr als störend empfunden werden können. 

Für experimentierfreudige Hobbygärtner ist dieser züchterische Fortschritt allerdings weniger erfreulich, schlagen doch Anbauversuche mit Früchten aus dem Handel deswegen meist fehl.

Samenfeste Sorten – so klappt es mit dem Nachwuchs

Anders sieht die Sache mit Früchten von der Marktfrau oder vom netten Gartennachbarn aus. Auch hier solltest Du Dich auf jeden Fall erkundigen, um welche Sorte es sich handelt. 

Bei samenfesten Sorten gibt es grünes Licht. Hier kannst Du die Vermehrung aus Gurkenkernen wagen. Eine Pflanze wird dann als samenfest bezeichnet, wenn aus ihrem Saatgut Pflanzen wachsen, die dasselbe Aussehen und dieselben Eigenschaften wie deren Elternplanzen haben.

Diese Sorten können natürlich vermehrt werden, für die Bestäubung sorgen ganz klassisch Hummeln, Bienen und andere Insekten sowie der Wind. Bei samenfesten Gurken kann es sich um alte Sorten, aber auch um neue ökologische Züchtungen handeln.

Im Zweifel besser Samen kaufen

Wenn Du gerne eigenes Saatgut gewinnst, macht es durchaus Sinn, am Anfang ausgewählte samenechte Sorten zu kaufen. Bei der Gurke aus dem Nachbarsgarten oder aus dem Bio-Laden kannst Du Dir nie ganz sicher sein, um welche Sorte es sich tatsächlich handelt und ob sie unter den Bedingungen, die Du ihr bieten kannst, auch gut gedeiht. 

Im Gartenfachhandel und in Onlineshops findest Du ein riesiges Angebot an Gurkensamen. Achte darauf, dass die Sorte tatsächlich samenecht ist. Samenpäckchen mit Bezeichnungen wie ‘F1-Hybride’, ‘parthenokarp’, ‘rein weiblich blühend’ etc. sind für Deine Zwecke nicht geeignet. 

Auch bei alten Sorten musst Du nicht auf Widerstandsfähigkeit und eine reiche Ernte verzichten. Bewährte Sorten können diese Ansprüche ebenso erfüllen.

Nur nicht verbittern

Wenn möglich sollten die Gurken Deiner Wahl auch bitterstofffrei sein. Das erspart Dir viel Ärger mit ungenießbaren Früchten. 

Allerdings können selbst bitterstofffreie Sorten durch Pflegefehler einen leicht bitteren Geschmack annehmen. Versuche daher beim Gurkenanbau folgende Faktoren zu vermeiden:

In kleinen Mengen sind Bitterstoffe zwar unbedenklich, in höherer Konzentration können sie allerdings durchaus gesundheitsschädlich sein. Sind nur die Stielansätze bitter, kannst Du sie wegschneiden. Schmeckt die ganze Gurke bitter, solltest Du sie jedoch entsorgen.

Wähle eine Gurkensorte, die zu Dir passt

Auch wenn es sich bei den meisten modernen Salatgurken um F1-Hybriden handelt, gibt es auch einige empfehlenswerte samenechte Sorten, von denen manche sogar im Freiland gedeihen. Hier stellen wir Dir einige samenechte Gurken vor, die modernen Ansprüchen gerecht werden.

Yamato
Eine bitterfreie Sorte mit weichem Fleisch und frischem, süßen Geschmack für den Freilandanbau. Die sehr langen, schlangenförmigen Früchte krümmen sich bei der Kultur am Boden. Wenn Du gerade Früchte wünschst, musst Du die Gurken aufbinden.

Chinesen Slangen
Die kurzhalsige Freiland-Salatgurke trägt 30 bis 40 Zentimeter lange, festfleischige Früchte.

Moneta
Die Schlangengurke ist sehr ertragreich und robust. Sie fühlt sich im Freiland wohl und bringt viele mittellange, schlanke, dunkelgrüne Früchte, die sich für Salate, aber auch zum Einlegen oder zum Schmoren eignen.

Marketmore 76
Die Feldgurke ist sehr widerstandsfähig gegen Krätze, Gurkenmosaikvirus und Mehltau. Die dunkelgrünen, glattschaligen Früchte werden bis zu 25 Zentimeter lang und sind bitterfrei.

Suyo long
Mit ihren langen, gerippten und leicht gestachelten Früchten ist Suyo long ein Blickfang im Garten. Im jungen Zustand sind die leicht süßlichen und absolut bitterfreien Früchte fast samenlos und wunderbar knackig.

Die Sorte ist resistent gegen Mehltau, ist gut hitzeverträglich und bringt sehr reiche, frühe Erträge. Bei der Kultur am Boden wachsen die Früchte gekrümmt.

So gewinnst Du Saatgut aus Gurken

Die Reifeprüfung

Knackig, saftig und erfrischend, mit dünner, weicher Schale und möglichst wenigen, zarten Kernen – so lieben wir Gurken. Allerdings sind die Früchte, wenn sie uns am besten schmecken noch gar nicht richtig reif. 

Das macht nichts, denn Gurken sind im unreifen Zustand nicht nur bedenkenlos genießbar, sondern eindeutig schmackhafter als ausgereifte Früchte. Wer jedoch Samen für den Gurkenanbau gewinnen möchte, muss die Gurke gut ausreifen lassen. 

Die Frucht darf an der Pflanze verbleiben, bis sich die Schale gelblich verfärbt. Je nach Sorte kann diese Gelbfärbung mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Manche Gurkensorten nehmen bei Samenreife auch eine braune Färbung an. 

Ernte die Frucht, sobald die Schale hart geworden ist und lass sie bei Zimmertemperatur noch mindestens zwei Wochen nachreifen. So gehst Du sicher, dass die Samen auch gut entwickelt und damit keimfähig sind.

"Für den Verzehr solltest Du die Früchte in möglichst jungem Zustand ernten. Sie schmecken so viel zarter und knackiger. Eine regelmäßige Ernte regt außerdem die Pflanze dazu an, laufend neue Früchte zu bilden."
Mein Tipp

Sauber verpackt

Halbiere nun die Gurke der Länge nach und schabe die Kerne mit einem Löffel heraus. Die Gallertmasse, die die Samen umgibt, verhindert, dass diese in der Frucht keimen. Um diese keimhemmende Schicht loszuwerden, kommen die Samen in eine Schüssel mit Wasser. Lass sie bis zu 48 Stunden einweichen. 

Die Flüssigkeit beginnt bei Zimmertemperatur leicht zu gären, wodurch sich die Samen aus der Geleemasse lösen und auf den Boden der Schüssel sinken. Kerne, die an der Oberfläche schwimmen, sind keimunfähig und können aussortiert werden. Spüle die restlichen Samen in einem Sieb gut ab, lass sie abtropfen und lege sie zum Trocknen auf einen Teller. 

Fülle die gut getrockneten Gurkenkerne in einen Briefumschlag, auf dem Du die Gurkensorte und das Erntejahr vermerkst. Bewahre das Saatgut an einem kühlen und trockenen Ort bis zur Aussaat im Frühjahr auf.

Aus Kernen werden Pflanzen

Die Tage werden wieder länger, die Vögel singen und die Zeit für die Aussaat Deines selbst gewonnen Saatguts rückt näher. Du kannst Deine Gurken im Haus vorziehen oder direkt im Freiland säen. 

Wer sich für die Aussaat im Haus entscheidet, muss sich nicht so lange gedulden. Ab Mitte April dürfen die Samen auf der Fensterbank in die Erde. Die Pflanzen haben einen deutlichen Startvorteil und bringen früher erntereife Früchte. 

Im Freiland empfiehlt es sich bis mindestens Anfang Mai abzuwarten, damit die Saat nicht von Spätfrösten vernichtet wird.

Aussaat auf der Fensterbank

  • fülle kleine Töpfe mit Abzugsloch zur Hälfte mit Aussaaterde
  • befeuchte das Substrat
  • lege 1 bis 2 Gurkenkerne in jeden Topf
  • bedecke die Samen fingerdick mit Erde
  • die Zimmertemperatur muss für eine erfolgreiche Keimung mindestens 20 ºC betragen
  • halte das Substrat gleichmäßig feucht
  • nach 6 bis 8 Tagen keimen die Samen
  • sortiere missgebildete Keimlinge aus
  • belasse in jedem Topf nur eine Pflanze
  • fülle die Töpfe mit Erde auf, damit die Gurken seitlich am Stängel Adventivwurzeln bilden
  • bringe die Jungpflanzen stundenweise ins Freie, damit sie sich an die Lichtstärke gewöhnen können

Direktsaat im Freiland

  • säe erst, wenn es nicht mehr kalt ist – Du kannst notfalls bis Anfang Juni warten
  • wähle den sonnigsten Standort im Garten
  • der Boden muss gut durchlüftet, locker und humos sein
  • lege die Samen im Abstand von mindestens 60 Zentimetern in die Erde
  • säe pro Pflanzstelle zwei Samen aus
  • bedecke die Samen fingerdick mit Erde
  • halte den Boden feucht
  • decke das Beet in kalten Nächten mit Vlies ab
  • wenn beide Samen an jeder Pflanzstelle gekeimt sind, entferne die schwächere Pflanze
  • versorge die Jungpflanzen mit reifem Kompost und Hornmehl
  • gib Deinen Gurken eine Rankhilfe

Fazit

Saatgut aus Gurken zu gewinnen ist nicht schwer. Lass die Früchte samenfester Sorten gut ausreifen und entnimm dann die Kerne. 

So kannst Du im nächsten Frühjahr Deine eigenen Gurken in Bio-Qualität ziehen und im Herbst für die nächste Aussaat vorsorgen. Auch wenn im Profi-Anbau moderne Hybridsorten dominieren, lassen sich auch mit robusten altbewährten Gurkensorten gute Erträge erzielen und schmackhafte Früchte ernten. 

Gärtnern wie früher ist spannend und lehrreich – Du entwickelst ein besseres Verständnis für die Natur und genießt das tolle Gefühl, unabhängig zu sein und Deine eignen Nahrungsmittel anbauen zu können.

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Foto des Autors

Meine Leidenschaft für die Pflanzenwelt habe ich als Kind bei mendelschen Kreuzungsversuchen entdeckt. Seither bin ich fasziniert von allem, was wächst und blüht. Ich liebe historische Rosen, experimentiere mit dem Anbau exotischer Früchte und interessiere mich für die Wildkräuterküche. Mit meinen Artikeln möchte ich Dir Lust aufs Gärtnern machen und Deine Fragen rund ums Thema Pflanzenpflege beantworten.

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