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Schlupfwespen nutzen: So geht biologische Schädlingsbekämpfung

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Die schlanken Parasiten mit dem langen Legestachel spielen in der Natur eine wichtige Rolle. Sie dezimieren Fraßschädlingen, bevor sich diese massenhaft ausbreiten können. Wir verraten Dir, wie auch Du von Schlupfwespen profitieren kannst. Biete den Nützlingen im Gegenzug gute Lebensbedingungen in Deinem Garten.

Schlupfwespen sind effektiv gegen

Wissenswertes über die Schlupfwespe

Schlupfwespen (Ichneumonidae) gehören zu einer der artenreichsten Familien im Tierreich. Nachweislich bekannt sind bisher 30.000 Arten, doch Forschern zufolge soll es etwa doppelt so viele Arten geben. Sie gehören zur Ordnung der Hautflügler und kommen rund um den Globus vor. 

Für Menschen harmlos – für Schädlinge tödlich

Alle Schlupfwespen ist eines gemeinsam: Ihre Larven wachsen in anderen Insekten heran und töten diese schließlich ab. Mit dieser parasitischen Lebensweise leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des biologischen Gleichgewichts. Sie verhindern, dass gewisse Insektenarten überhand nehmen. Als Gegenspieler vieler gefürchteter Schädlinge spielen sie in der Landwirtschaft und im Hausgarten eine wichtige Rolle.

Wie die Schlupfwespe zu ihrem Namen kam

Nachdem die Schlupfwespenlarven ihren Wirt von innen ausgehöhlt haben, bohren sie ein Loch in den Rücken der Mumie. Durch diese Öffnung können die Tiere dann aus ihrer Puppe schlüpfen.

So erkennst Du Schlupfwespen

Hierzulande tummeln sich über 3.000 bekannte Schlupfwespenarten, die unterschiedlich groß sind und sich auch bezüglich ihrer Färbung und Zeichnung unterscheiden. Durchschnittlich sind die Tiere etwa einen Zentimeter lang. 

Der Unterleib von Schlupfwespen ist extrem beweglich.

Schlanke Wespentaille

Zwei gute Erkennungsmerkmal sind der extrem schlanke Körper und die typische Wespentaille. Dadurch ist der Leib der meisten Schlupfwespen ausgesprochen biegsam und beweglich. Die meisten Arten sind schwarz oder braun, manche fallen durch eine rote oder gelbe Zeichnung auf.

Dunkle durchscheinende Flügel

Die Flügel sind durchscheinend und von schwarzen Adern durchzogen. Der Flug der Schlupfwespen ist lautlos. Anders als Echte Wespen summen und surren sie nicht, sondern fliegen lautlos.

Ein auffälliger Legestachel

Ein weiteres Charakteristikum ist der lange Legestachel, mit dessen Hilfe die Weibchen ihre Eier im Körper des Wirts ablegen. Bei einigen Arten wie zum Beispiel bei der Gelben Schlupfwespe (Amblyteles armatorius) ist der Legestachel jedoch so kurz, dass er mit freiem Auge kaum sichtbar ist. Alle Schlupfwespen besitzen lange Fühler mit denen sie häufig zittern, wenn sie sich niederlassen.

Weibliche Schlupfwespen sind an ihrem langen Legestachel zu erkennen.

Sind Schlupfwespen gefährlich?

Auch wenn die Schlupfwespe als Parasit für ihren Wirt absolut tödlich ist, stellt sie für Menschen und Haustiere keinerlei Gefahr dar. Sie stechen oder beißen nicht. Sind keine Wirtstiere mehr vorhanden, machen sie sich auf in neue Gefilde. Du kannst sie also bedenkenlos als biologische Waffe gegen Schädlinge einsetzen.

Lebensweise der Schlupfwespe

Ausgewachsene Tiere, die Imagines, ernähren sich von Honigtau und Nektar. Ihre Larven brauchen jedoch tierische Nahrung, um sich zu entwickeln. Um den Nachwuchs bestens zu versorgen, haben Schlupfwespen eine ganz besondere Strategie entwickelt: Die Weibchen spüren Insektenlarven auf und legen mithilfe ihres langen Legestachels ihre Eier in deren Körper ab. Je nach Schlupfwespenart werden die Larven unterschiedlicher Insekten bevorzugt.

Parasitäre Larven

Im Inneren des Wirts schlüpfen die Larven aus den Eiern. Sie ernähren sich vom Wirtsorganismus und höhlen ihn dabei von innen aus. Dabei ist es wichtig, dass der Wirt möglichst lang am Leben erhalten wird. In den meisten Fällen stirbt das Wirtstier erst ab, wenn sich die Larven verpuppen. Die Verpuppung kann – je nach Art – innerhalb oder außerhalb des befallenen Tieres erfolgen. 

Überwinterung

Manche Schlupfwespen überwintern als Larven oder Puppen in den Körpern ihrer Wirte. Bei vielen Arten verbringen die erwachsenen Tiere die kalte Jahreszeit in alten Bäumen, im hohen Gras oder unter Moospolstern.

Schlupfwespen gegen Schädlinge

Auch wenn ihre parasitäre Lebensweise an den einen oder anderen Horrorfilm erinnert, gilt die Schlupfwespe als gute Fee im Garten und als wichtiger Nützling in der Landwirtschaft. Durch die große Artenvielfalt gibt es zu fast jedem Schädling, die passende Schlupfwespenart.

In der Landwirtschaft und in Glashäusern werden Schlupfwespen ganz gezielt zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Mittlerweile setzen auch immer mehr Hobbygärtner auf die nützlichen Parasiten. Sogar im Haus lassen sich die schlanken Hautflügler einsetzen.

Schlupfwespen kaufen

Wenn Du mit einem akuten Schädlingsproblem zu kämpfen hast, kannst Du im Gartenmarkt oder im Internet Schlupfwespen kaufen. Meist werden die Nützlinge als Eier angeboten. Achte darauf, die richtige Schlupfwespenart auszuwählen.

Bei der Anwendung sollte die Temperatur mindestens 20 °C  betragen. Zu große Hitze vertragen die Tiere nicht gut. Bringe die Eier aus, bevor sich die Schädlinge zu stark ausgebreitet haben, denn die Entwicklung der Larven dauert eine Weile. Besonders effektiv ist der Einsatz im Glashaus. 

Schlupfwespen gegen Blattläuse

Blattläuse (Aphididea) können schnell zur Plage im Garten werden. Sie saugen den Pflanzensaft aus, verwerten das enthaltene Eiweiß und scheiden den nicht benötigten Zucker als klebriges Sekret wieder aus. Aphipar-Schlupfwespen haben sich auf das Parasitieren von Blattläusen spezialisiert. Ein Weibchen kann bis zu 500 Blattläuse als Wirt nutzen und dadurch abtöten.

Mit dem langen Legestachel wird in jede Blattlaus ein Ei injiziert. Die Larve wächst in der Laus heran, bis vom Wirt nur noch eine leere Hülle zurückbleibt, die sogenannte Blattlausmumie. Mit ihrem feinen Geruchssinn sind die Schlupfwespen sehr geschickt darin, Blattläuse aufzuspüren.

Blattläuse sind alle Jahre wieder ein lästiges Übel – die Schlupfwespe macht Schluss damit.

Gegen die verschiedenen Blattlausarten sind die jeweils passenden Schlupfwespensarten erhältlich:

Schlupfwespen gegen Schildläuse

Schildläuse (Coccoidea) befallen häufig Topfpflanzen während der Wintermonate. Häufig sind sie an Zitrusgewächsen, Oleandern, Orchideen und am Ficus anzutreffen. Im Freiland machen sie sich über die Blätter verschiedener Bäume und Sträucher sowie über Weinreben her. 

Wenn Du Schlupfwespen zur Bekämpfung von Schildläusen einsetzen möchtest, gilt es zuallererst einmal festzustellen, um welche Schildlausart es sich handelt. 

Folgende Schlupfwespen lassen sich gegen Schildläuse einsetzten:

Schlupfwespen gegen die Weiße Fliege

Auch zur Bekämpfung der Weißen Fliege (Trialeurodes vaporariorum) gibt es geeignete Schlupfwespen. Die Weiße Fliege kann insbesondere in Gewächshäusern zur Plage werden. Sie befällt bevorzugt Tomaten, Paprika und Auberginen, aber auch Kohlgewächse oder Zimmerpflanzen wie Weihnachtssterne.

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Als Gegenspieler der Weißen Fliege hat sich vor allem die Schlupfwespe Encarsia formosa bewährt. Sie legt ihre Eier in den älteren Larven der Schädlinge ab. Jüngere Larven saugt sie aus.

Schlupfwespen gegen Motten

Nicht nur im Garten, auch im Haushalt leisten Schlupfwespen bei der Schädlingsbekämpfung gute Dienste. Jeder von uns hat wohl schon einmal Bekanntschaft mit Lebensmittelmotten gemacht, die sich wahlweise über Getreide (die Kornmotte), Mehl (die Mehlmotte), Reis (die Reismotte) oder getrocknete Früchte (die Dörrobstmotte) hermachen. 

Schlupfwespen sind bei der Bekämpfung dieser lästigen und sehr hartnäckigen Plagegeister äußerst effizient.

Trichogramma evanescens gegen Motten

Diese Art Schlupfwespenart wird speziell für den Einsatz gegen Motten gezüchtet. Du kannst die winzigen Tiere sowohl in Küche und Vorratskammer als auch im Schlafzimmer und Kleiderschrank einsetzen.

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Zur Bekämpfung verschiedenere Lebensmittelmotten ist die Schlupfwespe Trichogramma ideal. Die winzigen Tiere sind mit bloßem Auge kaum zu sehen. Sie helfen Dir, die ekeligen Motten in den Küchenschränken loszuwerden und verschwinden von selbst wieder, wenn keine Schädlinge mehr vorhanden sind. 

Im Kleiderschrank treibt die Kleidermotte (Tineola bisselliella) gerne ihr Unwesen. Sie frisst Löcher in Textilien tierischen Ursprungs wie Wollpullover, Decken und Teppiche. neben unschönen Fraßspuren hinterlässt sie einen muffigen Geruch. 

Auch gegen Kleidermotten haben sich Trichogramma Schlupfwespen als effektiv erwiesen. Die Schlupfwespeneier sind auf kleinen Pappkärtchen aufgebracht, welche einfach am Einsatzort ausgelegt werden. 

Schlupfwespen anlocken

Wer Schlupfwespen im Garten hat, ist vor größeren Schädlingsinvasionen sicher. Die parasitär lebenden Hautflügler sorgen dafür, dass ihre Wirte nicht überhand nehmen. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, zu überprüfen, ob Deine grüne Oase artgerechte Lebensbedingungen für Schlupfwespen bietet. Mit folgenden Tipps machst Du Deinen Garten schlupfwespenfreundlich.

Gärtnern ohne Gift

Die Natur teilt die Lebewesen nicht in Gut und Böse ein. Hier hat jedes Tier seinen Sinn und Zweck. Gestalte Deinen Garten möglichst naturnah, dann halten Nützlinge und Schädlinge einander die Waage.

Pflanze Doldenblütler

Adulte Schlupfwespen sind in den meisten Fällen auf pflanzliche Nahrung angewiesen. Sie fressen Pollen und Nektar und fühlen sich ganz besonders von Doldenblütlern (Apiaceae) angezogen. Auf den Blüten von Dill, Giersch, Mannstreu & Co kannst Du die flinken Hautflügler gut beobachten.

Doldenblütler für den Gemüsegarten:

Doldenblütler für den Ziergarten:

Doldenblütler für den Gemüsegarten:

Lass alte Bäume stehen

Viele Schlupfwespenarten verkriechen sich in Hohlräumen wie zum Beispiel unter der Rinde von Bäumen oder in morschen Ästen und Stämmen. Sie freuen sich, wenn Du zumindest den einen oder anderen Baumstumpf stehen lässt. Alte Obstbäume kannst Du als Kletterhilfe für Ramblerrosen oder Waldreben nutzen. Auf diese Weise schaffst Du einen bezaubernden Blickfang im Garten und schaffst einen tollen Lebensraum für Insekten und Vögel.

Richte eine wilde Ecke ein

Wildsträucher, hohes Gras und Unkräuter sind ein idealer Lebensraum für Schlupfwespen. Hier können die Tiere den Winter verbringen und finden Nahrung und Versteckmöglichkeiten. Lass bewusst Baumschnitt liegen und mähe diesen Bereich maximal zweimal im Jahr. 

Verzichte auf Pestizide

Wer sich für naturnahes Gärtnern und natürliche Schädlingsbekämpfung interessiert, sollte unbedingt die Finger von Pestiziden lassen. Auch Netzschwefel, ein in der biologischen Landwirtschaft zugelassenes Pflanzenschutzmittel, schädigt Schlupfwespen.

Fazit

Mit ihrem unstillbaren Appetit auf Läuse und andere Schadinsekten, bewahrt uns die Schlupfwespe Jahr für Jahr vor Ernteausfällen. Die schlanken Netzflügler halten Deine Nutz- und Zierpflanzen im Garten schädlingsfrei und befreien Deinen Haushalt von Lebensmittel- und Kleidermotten. 

Grund genug, sich die Tiere genauer anzusehen und ihre Lebensweise besser kennenzulernen. Versuche bei der Gartengestaltung auf die Bedürfnisse dieser interessanten Nützlinge einzugehen. Dann siedeln sich die verschiedenen Schlupfwespenarten ganz von selbst bei Dir an.

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Foto des Autors

Meine Leidenschaft für die Pflanzenwelt habe ich als Kind bei mendelschen Kreuzungsversuchen entdeckt. Seither bin ich fasziniert von allem, was wächst und blüht. Ich liebe historische Rosen, experimentiere mit dem Anbau exotischer Früchte und interessiere mich für die Wildkräuterküche. Mit meinen Artikeln möchte ich Dir Lust aufs Gärtnern machen und Deine Fragen rund ums Thema Pflanzenpflege beantworten.

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