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Echter Mehltau: Experten-Tipps, um das Problem in den Griff zu kriegen

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Ein herrlicher Sommertag reiht sich an den nächsten. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel und im Garten blüht und gedeiht alles prächtig. Dein Gärtnerherz lacht und Du bist stolz auf Dein kleines Paradies – und auf Deinen Grünen Daumen. Doch plötzlich ist da ein weißlicher Belag an Deinen Rosenknospen. Weißgraue Flecken verbreiten sich auf den Blättern Deiner Zucchini und das sonst so herrlich dunkelgrüne Laub der Astern sieht aus, als würde es schimmeln. Hilfe, was ist das? Du fühlst Panik in Dir aufsteigen. Der Echte Mehltau hat sich in Deinem Garten ausgebreitet. Jetzt heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Hier erfährst Du, was die Ursachen dieser häufigen Pflanzenkrankheit sind und wie Du das Problem in den Griff bekommen kannst.

Was ist Echter Mehltau und wie entsteht er?

Erysiphaceae lautet der unaussprechliche Name einer ganzen Familie an Pilzen, die Pflanzen als Wirt nutzen und sich über deren Blätter, Triebe und Blüten mit Nährstoffen versorgen. Die verschiedenen Mehltau-Pilze sind auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert. Bei günstiger Witterung befallen sie die bevorzugte Pflanzenart und breiten sich vor allem an den Blattoberseiten aus. Weil warmes, trockenes Wetter das Wachstum des Echten Mehltaus besonders begünstigt, wird er auch ‚Schönwetterpilz‘ genannt. Es muss aber nicht unbedingt trocken sein, damit es sich der Pilz in Deinem Garten gemütlich macht. Auch schwüle Witterung und große Temperaturschwankungen laden die lästigen Schlauchpilze ein, sich zu vermehren.

Ein mehliges Pilzgeflecht überzieht langsam die Blätter und ernährt sich über Saugfortsätze von den Säften der befallenen Pflanze. Schließlich bilden die Mehltau-Pilze Sporen, die der Wind in der Umgebung verbreitet. Auch Insekten können die Pilzsporen von einer Pflanze zur nächsten tragen. Bei ausreichend hohen Temperaturen über 20 °C und eher niedriger Luftfeuchtigkeit keimen die Sporen und der Kreislauf beginnt von Neuem. Leider macht auch ein eisiger Winter dem Echten Mehltau nicht den Garaus. Der Pilz überwintert auf abgestorbenen Pflanzenteilen und an den Zweigen von Bäumen.

Symptome – so erkennst Du den Echten Mehltau

Je früher Du einen Befall bemerkst, desto besser. Kontrolliere beim Gartenrundgang regelmäßig Deine Pflanzen. Sobald Dir an der Blattoberfläche kleine weiße Punkte auffallen, solltest Du einen genaueren Blick darauf werfen. Aus der Nähe betrachtet erkennst Du einen puderartigen Pilzrasen. Wische mit dem Finger über die weißgrauen Flecken. Lassen Sie sich abwischen, handelt es sich tatsächlich um den Echten Mehltau.

Die anfänglich noch kleinen Punkte fließen schnell zu einem weißlich-grauen Belag zusammen. Das Pilzgeflecht breitet sich rasch großflächig aus. Es kann sämtliche grüne Pflanzenteile befallen – die Infektion greift auf Triebe, Knospen, Blüten und Früchte über. Ein großflächiger Befall bringt Triebe, Zweige oder im schlimmsten Fall sogar die ganze Pflanze zum Absterben: Die ausgesaugten Blätter rollen sich ein und Knospen fallen ab. Meist tritt der Pilz im Sommer auf. In wärmeren Jahren kann es allerdings bereits ab April zur Infektion mit dem Echten Mehltau kommen. Die Periode, in der die Pilzsporen aktiv sind, zieht sich bis in den frühen Herbst hinein.

Im Gegensatz zum Falschen Mehltau dringt der Echte Mehltau nicht in die Pflanze ein. Da sich der Pilz oberflächlich ansiedelt und sich über die Pflanzensäfte ernährt, ist er auf das Überleben der Wirtspflanze angewiesen. Auch wenn befallene Pflanzen oftmals recht lange weiterleben können, musst Du schnell handeln. Nur so kannst Du eine weitere Ausbreitung verhindern.

Hier fassen wir die Symptome, die der Echte Mehltau an Pflanzen auslösen kann, noch einmal für Dich zusammen. Je nach Pflanzenart können sie unterschiedlich stark ausgeprägt sein und auch nur teilweise auftreten:

Symptome von echtem Mehltau

Echten von Falschem Mehltau unterscheiden

  • Während der Echte Mehltau ein Schönwetterpilz ist, gilt der Falsche Mehltau als Schlechtwetterpilz. Der Echte Mehltau breitet sich vor allem bei trockener, heißer Witterung aus, der Falsche Mehltau braucht Feuchtigkeit zur Ausbreitung und mag es auch etwas kühler
  • Der Pilzbelag befindet sich beim Echten Mehltau an den Blattoberseiten, beim Falschen Mehltau hingegen tritt er an den Blattunterseiten auf und hat häufig einen leichten Lilaton.
  • Wischst Du mit dem Finger über das Pilzgeflecht, so lässt es sich beim Echten Mehltau wegwischen, da es nur äußerlich anhaftet. Beim falschen Mehltau ist der Pilz in die Pflanze eingedrungen, der Pilzbelag lässt sich durch Wischen nicht entfernen.

So beugst Du einem Befall mit Echtem Mehltau vor

Vorbeugen ist auf jeden Fall die beste Methode, um Deine Pflanzen vor der gefürchteten Pilzerkrankung zu schützen. Zum Glück gibt es viele Maßnahmen, die Du treffen kannst, damit es erst gar nicht zu einer Infektion kommt. Natürlich lässt sich die Erkrankung dadurch nicht immer ganz verhindern. Du kannst die Pflanzen jedoch so weit stärken, dass sie widerstandsfähig genug sind, dem Echten Mehltau die kalte Schulter zu zeigen.

1. Wähle mehltauresistente Züchtungen

Bei den meisten Pflanzenarten gibt es mittlerweile resistente Sorten auf dem Markt. Oft handelt es sich dabei um Neuzüchtungen, manchmal aber auch um robuste alte Sorten. Leider entwickeln sich beim Echten Mehltau laufend neue Pilzrassen, die die durch Zucht erlangten Resistenzen der Pflanzen überwinden können. Dennoch lohnt es sich, widerstandsfähige Sorten zu kaufen.

2. Achte auf ausreichend große Pflanzabstände

Zu eng stehende Pflanzen können nach einem Regenschauer nicht gut abtrocknen. Die Luft kann im dichten Blattwerk kaum zirkulieren, was eine rasche Ausbreitung der Sporen begünstigt und generell das Pilzwachstum fördert. Setze Jungpflanzen nie zu dicht und achte auf einen luftigen Standort. Einige Pflanzen wie Rosen oder Obstbäume profitieren auch von einem regelmäßigen Auslichtungsschnitt.

3. Gieße Deine Pflanzen richtig

Die beste Zeit zum Gießen ist morgens oder am Vormittag. So kann das Laub den Tag über abtrocknen und ist nachts, wenn es abkühlt, nicht mehr feucht. Wässere die Pflanzen stets von unten und verteile das Wasser nicht über dem Blattwerk.

4. Dünge klug und maßvoll

Dünger sichert eine gute Versorgung mit Nährstoffen und Mineralien. Allerdings kann eine Überdüngung erheblichen Schaden anrichten. Stickstoffreiche Düngemittel wie unreifer Kompost und frischer Stallmist, aber auch anorganische Stickstoffdünger aus dem Gartenmarkt, machen die Pflanzen anfälliger für den Echten Mehltau. Eine gute Versorgung mit Kalium hingegen erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen den Pilz. Wähle daher den richtigen Dünger für die entsprechende Pflanzenart aus und setze ihn lieber sparsam ein.

Gurkenpflanze mit gelben Blättern

5. Stärke die Pflanzen gezielt

Mit selbst gemachten Pflanzenjauchen kannst Du dafür sorgen, dass Deine Pflanzen fit, gesund und widerstandsfähig sind. Besonders gut geeignet ist ein Sud aus Ackerschachtelhalm. Du kannst dieses Gebräu ganz einfach selbst herstellen:

Sammle 1 Kilo Ackerschachtelhalm oder kaufe 100 Gramm getrocknetes Kraut in der Apotheke. Schneide die Pflanzen klein, gib sie in einen großen Eimer und übergieße sie mit 10 Litern Wasser. Lasse die Pflanzenteile 24 Stunden ziehen und köchle den Sud dann – gerne auch portionsweise – 30 Minuten lang. Warte, bis die Flüssigkeit abgekühlt ist und fülle den Sud in Flaschen. Er ist das ganze Gartenjahr haltbar. Mische den Sud 1:5 mit Wasser und besprühe die Pflanzen einmal wöchentlich morgens damit.

6. Achte auf gute Nachbarschaft

Pflanze Gewächse aus einer Pflanzenfamilie möglichst nicht nebeneinander, wenn sie zu Mehltaubefall neigen. Von Gurken kann der Pilz in Windeseile auf benachbarte Zucchini, Kürbisse und Melonen übergreifen. Setze besser auf Mischkultur und pflanze Kräuter, die den Echten Mehltau abwehren können, in direkter Nähe der gefährdeten Gewächse. Basilikum soll Mehltaubefall an Vertretern der Familie der Kürbisgewächse vorbeugen oder ihn zumindest verzögern. Pfefferminze wird nachgesagt, sie könne mit ihren ätherischen Ölen Kohl, Kartoffel, Salat und Weinstöcke gegen Mehltau beschützen. Auch Kerbel und Schnittlauch sollen präventiv wirken. Die Baumscheiben von Obstbäumen kannst Du mit Knoblauch bepflanzen. Fingerhut (Digitalis) soll einen gewissen Schutz vor dem gefürchteten Stachelbeermehltau bieten. Vorsicht: Sämtliche Pflanzenteile des Fingerhuts sind hochgiftig!

7. Halte den Garten unkrautfrei

Auch Unkraut kann vom Echten Mehltau befallen werden und diesen dann auf Deine Nutz- und Zierpflanzen übertragen. Jäte daher regelmäßig das Unkraut und lass befallene Unkräuter nicht am Boden liegen, sondern entsorge sie im Hausmüll.

8. Mulche den Boden

Unter einer schützenden Decke aus Rindenmulch schwankt die Bodentemperatur nicht so stark. Das stärkt die Widerstandsfähigkeit Deiner Pflanzen und hilft, die Infektionsgefahr einzudämmen.

Welche Pflanzen sind häufig betroffen

Der Echte Mehltau kann fast alle Kulturpflanzen befallen. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Pilze, die die Erkrankung auslösen. Manche haben sich auf bestimmte Wirtspflanzen spezialisiert, andere können auf Gewächsen aus völlig verschiedenen Pflanzenfamilien leben. Wirtspezifische Mehltau-Pilze können glücklicherweise andere Pflanzenarten nicht anstecken.

Obstgehölze, die besonders häufig betroffen sind

Apfelbaum, Pfirsichbaum, Wein, Erdbeere, Johannisbeere, Stachelbeere

Gemüsearten, die oft befallen werden

Tomate, Gurke, Zucchini, Melone, Kürbis, Erbse, Feldsalat, Möhre

Bedrohte Zierpflanzen

Rose, Aster, Chrysantheme, Nelke, Zinnie, Ringelblume, Vergissmeinnicht, Wicke, Phlox

Echten Mehltau bekämpfen

Der wichtigste Schritt bei der Bekämpfung der hartnäckigen Pflanzenkrankheit ist die frühzeitige Erkennung. Sobald Du auch nur die geringsten Anzeichen von Mehltau-Befall an einer Deinen Pflanzen entdeckst, musst Du handeln. Schneide alle betroffenen Teile ab und verbrenne sie oder entsorge sie im Hausmüll. Infizierte Pflanzenteile dürfen auf keinen Fall kompostiert werden!

Es gibt eine ganze Reihe natürlicher Mittel, die Du bei Mehltau-Befall anwenden kannst. Je nachdem um welche Pflanzen es sich handelt und wie stark der Befall ist, sind diese Hausmittel mehr oder weniger Erfolg versprechend. Probiere es einfach aus – so manche Pflanze ist auf diese Weise den unliebsamen Pilz losgeworden.

Milch-Spritzung

Ein wirksames Mittel hast Du wohl immer zu Hause im Kühlschrank. Milchsäurebakterien greifen den Pilz an. Das Natriumphosphat in der Milch stärkt darüber hinaus das Immunsystem der Pflanzen. Anstelle von Milch kannst Du auch Molke oder Buttermilch verwenden. Viele Hobbygärtner berichten, dass unbehandelte Rohmilch direkt vom Bauern am wirksamsten ist.

  • Nimm eine saubere Sprühflasche, die mindestens einen Liter fasst.
  • Gieße 100 Milliliter Milch und 900 Milliliter Wasser hinein, verschließe die Flasche und vermische die Flüssigkeiten durch Schütteln.
  • Besprühe Deine Pflanzen bei Mehltau-Befall täglich damit. Zur Vorbeugung oder Nachbehandlung reicht eine Spritzung pro Woche.

Kochsalzlösung

Salz entzieht dem Pilzgeflecht an Deinen Pflanzen das Wasser und trocknet es aus. Vermische 2 Gramm Kochsalz mit einem Liter Wasser und besprenge die befallenen Pflanzen mit dieser Mischung.

Natriumhydrogenkarbonat

Natron ist weit mehr als nur ein Backpulver – mit seiner fungiziden Wirkungsweise befreit es Rosen und andere Pflanzen vom Echten Mehltau. Vermische 2 Teelöffel Natron mit 1 TL Rapsöl und 1 Liter Wasser und besprühe die infizierten Pflanzen damit.

Niemöl

Niemöl oder Neemöl ist ein natürliches Fungizid aus den Früchten des Niembaumes. Im Handel erhältst Du fertige Niemöl-Präparate. Wenn Du Niemöl zuhause hast, kannst Du die Mischung auch selbst herstellen. Achte aber darauf, nicht zu viel von dem Öl zu verwenden. Mische 5 Milliliter Niemöl mit 1 Milliliter Rimulgan (als Emulgator) und 1 Liter Wasser.

Kaliumhydrogenkarbonat

Hierbei handelt es sich um ein Salz der Kohlensäure, das den Echten Mehltau ebenfalls vernichten kann, indem es die keimenden Pilzsporen eintrocknen lässt.

Rainfarntee

Der stark wuchernde Rainfarn ist häufig an Wegrändern, Flussufern und auf Schutthalden anzutreffen.

Zerkleinere 5 ausgewachsene Rainfarnpflanzen, gib sie in einen großen Topf und übergieße sie mit 2 Litern kochendem Wasser. Lasse die Mischung einige Stunden ziehen, seihe sie ab und fülle sie in eine Sprühflasche. Besprenge die befallenen Gewächse täglich mit dem Rainfarntee.

Knoblauchsud

Während Vampire dem Reich der Sagen und Mythen angehören, stellt der Echte Mehltau eine reale Bedrohung dar. Gut, dass die gesunde Knolle nicht nur Blutsauger abschrecken soll, sondern auch zur Bekämpfung der lästigen Pilzerkrankung verwendet werden kann. Zerstoße 5 Knoblauchzehen und übergieße sie mit einem Liter kochendem Wasser. Lass die Mischung vollständig abkühlen und besprühe die erkrankten Pflanzen mit dem Gebräu.

Biologische Präparate

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Produkten im Handel, die biologisch gegen Mehltau wirken und nützliche Insekten schonen. Viele basieren, ähnlich wie die Hausmittel, auf Pflanzenextrakten, Natron, Milchsäurebakterien oder Mikroorganismen. Ihre Vorteile liegen in der professionellen Mischung und in der einfachen Anwendung.

Chemische Bekämpfung

Wenn Du den Mehltau-Befall mit biologischen Maßnahmen und Hausmitteln einfach nicht unter Kontrolle bekommst, helfen chemische Pflanzenschutzmittel aus dem Gartenfachhandel. 

Diese Fungizide sind zumeist auf Basis von Kupfer oder Schwefel hergestellt und töten den Echten Mehltau sofort ab. Achte darauf, dass das Fungizid Deiner Wahl nicht bienengefährlich ist, und beachte bei der Dosierung und Anwendung unbedingt die Angaben des Herstellers. 

Halte die vorgeschriebenen Abstände zwischen den Spritzungen ein und mische nur so viel Spritzmittel an, wie Du benötigst.

Fazit

Der Echte Mehltau ist zwar alles andere als erfreulich, aber auch keine Katastrophe. Selbst erfahrene Gärtner können einen Befall nicht ganz vermeiden. 

Stärke Deine Pflanzen durch richtiges Gießen und Düngen und achte während der warmen Jahreszeit auf Symptome der Erkrankung. 

Durch rasches Handeln bei den ersten Anzeichen der eines Befalls kannst Du eine Ausbreitung gut verhindern und Dir viel Ärger ersparen.

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Foto des Autors

Meine Leidenschaft für die Pflanzenwelt habe ich als Kind bei mendelschen Kreuzungsversuchen entdeckt. Seither bin ich fasziniert von allem, was wächst und blüht. Ich liebe historische Rosen, experimentiere mit dem Anbau exotischer Früchte und interessiere mich für die Wildkräuterküche. Mit meinen Artikeln möchte ich Dir Lust aufs Gärtnern machen und Deine Fragen rund ums Thema Pflanzenpflege beantworten.

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