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Aus Kürbiskernen eigene Kürbisse ziehen: Die einfachste Anleitung der Welt

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Beim Kochen leckerer Kürbisgerichte fallen unzählige Kerne an. Viel zu schade für den Kompost, denkst Du. Warum nicht eigene Kürbisse daraus ziehen? Wir sagen Dir, wie das am besten funktioniert und was es dabei zu beachten gilt.  

Aus Kürbiskernen werden Pflanzen

Innerer Reichtum

Satt orangegelb köchelt die cremige Kürbissuppe auf dem Herd. Draußen auf der Gartenmauer thronen selbst geschnitzte Kürbislaternen. Vor Dir auf dem Küchentisch liegt ein Haufen Kürbiskerne, vermengt mit Fasern. 

Diese kleinen Kraftpakete enthalten alles, was nötig ist, damit daraus neue Pflanzen wachsen können. Lassen sich diese Samen also zum Säen neuer Kürbisse verwenden? Ja, prinzipiell spricht nichts dagegen, aus den Kernen Kürbispflanzen wachsen zu lassen. 

Zu eben diesem Zweck hat die Pflanze sie in geradezu verschwenderischer Menge schließlich gebildet. Jede einzelne Frucht enthält unzählige Samen.

Vom Grünen und Blühen

Kürbispflanzen sind einhäusig, das bedeutet, dass jede Pflanze weibliche und männliche Blüten trägt. Die goldgelben Trichterblüten sind vor allem vormittags geöffnet. 

Die männlichen Blüten bilden keine Früchte aus, sondern dienen ausschließlich der Bestäubung der weiblichen Blüten. Diese weisen direkt unter den Blütenblättern einen Fruchtknoten auf und sitzen an deutlich kürzeren Stielen, als die männlichen Blüten. 

Bienen und Hummeln lieben die großen nektarreichen Kürbisblüten. Im sommerlichen Blätterdickicht summt und brummt es von den Flügeln hunderter bestäubender Insekten.

Aus Blüten werden Früchte

So gelangt der Pollen der männlichen Blüten auf die Narbe der weiblichen. Nun beginnen, sich aus den Fruchtknoten Früchte zu entwickeln. Sie wachsen schnell und werfen die Blütenblätter ab. 

Bei Kürbissen handelt es sich um Beeren mit einer harten Schale, um sogenannte Panzerbeeren. Sie enthalten zahlreiche Früchte und sind ausgereift häufig sehr lange lagerfähig.

Bewahrst Du die Früchte zu lange auf, trocknen sie im Inneren komplett aus. Übrig bleiben der Stiel, die trockene Fruchtwand und die Samen. In diesem Zustand sind Kürbisse schwimmfähig, was den Pflanzen in ihrer ursprünglichen Heimat in den warmen Regionen Amerikas zur Ausbreitung an Flussufern und in Überschwemmungsgebieten verhalf.

Geballte Kraft

Kürbissamen sind flach, weiß, gelblich oder hellbraun und haben einen verdickten Rand. Damit sie nicht schon im Kürbis keimen, sind sie mit einer glitschigen Gallertschicht überzogen, die keimhemmende Substanzen enthält. 

Ohne diese Schutzschicht würden im feuchten Milieu des Fruchtfleisches bei ausreichend Wärme bereits Kürbispflänzchen sprießen.

"Ein Kürbis enthält viel mehr Samen, als Du für den Anbau brauchst. Perfekt geröstet sind sie mitsamt der Schale genießbar. Gut gewürzt verwandelst Du sie in der Pfanne oder im Ofen in einen leckeren und gesunden Snack."
Mein Tipp

So gedeihen Kürbisse

Bei Kürbissen handelt es sich um einjährige Pflanzen, die sich am wohlsten unter tropischen Bedingungen fühlen, wie sie in ihrer ursprünglichen Heimat vorherrschen. Frost lässt die Pflanzen absterben, aber auch Temperaturen unter 10 ºC vertragen sie nur schlecht. 

Daher kannst Du die Samen zur Erntezeit im Herbst auch nicht anbauen. Als Zimmerpflanzen eignen sich Kürbisse nicht. Sie brauchen einen ganztägig vollsonnigen Standort, um gut zu gedeihen.

Darüber hinaus wirst Du keine Freude mit den rankenden, kriechenden und kletternden Gewächsen in Deinem Wohnzimmer haben. 

Ein einzelnes Exemplar kann mit seinem reich verzweigten Wuchs bis zu drei Quadratmeter für sich beanspruchen. Daher ist es besser, mit der Aussaat auf das nächste Frühjahr zu warten.

Sicher durch den Winter

Um die Kürbiskerne bis dahin aufzubewahren, sollest Du sie gründlich säubern und gut trocknen. Befreie sie vom fasrigen Fruchtfleisch, das sie umgibt. Du kannst sie auch waschen, allerdings musst Du sie dann besonders gut trocknen. 

Tupfe die Kerne mit Küchenpapier trocken und breite sie auf einem Teller aus. Lass sie einige Tage in einem warmen Raum stehen, bis sie wirklich absolut trocken sind.

Fülle sie in ein Schraubglas, vermerke die Sorte und das Erntejahr darauf und lagere sie an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort. So sind sie sicher über den Winter verwahrt.

Bittere Kürbisse sind giftig!

Während Du auf die nächste Gartensaison wartest, möchten wir Dich über die Probleme, die das Ziehen von Kürbissen aus selbst gewonnenen Samen mit sich bringen kann, informieren. 

Wildkürbisse schützen sich davor, von Tieren gefressen zu werden, indem sie Bitterstoffe, die sogenannten Cucurbitacine, produzieren. Diese Stoffe lassen die Früchte unangenehm bitter schmecken und können, in größeren Mengen aufgenommen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall verursachen.

Das macht Wildkürbisse für viele Fressfeinde unattraktiv. Der Mensch hat sich damit aber nicht abgefunden und die Cucurbitacine im Laufe der Jahrhunderte durch Zucht und Selektion herausgezüchtet. 

Unsere Speisekürbisse schmecken daher nicht mehr bitter und ihr Genuss reizt Magen und Darm nicht mehr.

Zierkürbisse - vom schönen Schein

Allerdings wachsen nicht nur essbare Kürbissorten in unseren Gärten. Zierkürbisse verzaubern uns mit ihren bizarren Formen und den wunderschönen Farben. Sie gelten als Blickfang im Garten und sind eine beliebte Herbstdeko. 

Optisch besonders auffällige Sorten haben meist eine harte Schale und enthalten nur wenig Fruchtfleisch. Aufgrund der vielen Zacken und ihrer stark gerippten oder gedornten Gestalt lassen sie sich schwer schälen.

Daher sind dieses Kürbisse für den Verzehr nicht attraktiv, weshalb sich niemand die Mühe gemacht hat, die Bitterstoffe herauszuzüchten. Wozu auch – die Früchte dienen schließlich nur der Dekoration, wen kümmert da ihr Geschmack? Leider ist die Sache nicht ganz so einfach.

Achtung: Gefährliche Mischung

Zierkürbisse gehören ebenso wie die Speisekürbisse der Gattung Cucurbita an und können sich untereinander kreuzen. Das bedeutet, dass die mühsam herausgezüchteten Bitterstoffe in Speisekürbissen durch die Kreuzung mit Zierkürbissen wieder auftreten können. 

Dies kann dazu führen, dass Deine Kürbispflanzen plötzlich wieder bitter schmeckende Früchte tragen.

Genau genommen ist das dann der Fall, wenn Du einem Speisekürbis, der in nächster Nähe von Zierkürbissen gewachsen ist, Samen entnimmst und diese wiederum anbaust. 

Bienen tragen die Pollen vom Zierkürbis zum Speisekürbis, wodurch sich das Erbgut der beiden Pflanzen vermischt. Bei der Aussaat im Folgejahr können dann an eigentlich essbaren Sorten Früchte auftreten, die Bitterstoffe enthalten.

Sei vorsichtig!

Da die toxischen Cucurbitacine in Deutschland bereits zu einem Todesfall geführt haben, ist Vorsicht geboten. Ein 79-jähriger Mann verstarb, nachdem er einen sehr bitter schmeckenden Auflauf, zubereitet aus einer eigenen Zucchini, verzehrt hatte. 

Hier handelt es sich natürlich um einen Extremfall, der Dich keinesfalls in Panik versetzen sollte. Das Ziehen von Pflanzen aus selbst gewonnenem Saatgut ist prinzipiell eine gute Sache. 

Schließlich wird diese Art der Vermehrung seit Menschengedenken praktiziert und ist das Natürlichste der Welt. 

Wenn Du folgende Punkte beachtest, steht dem Anbau von Kürbissen aus eigenen Samen nichts im Wege:

"Auch der Geruch eines Kürbisses kann Aufschluss über den möglichen Bitterstoffgehalt geben. Speisekürbisse duften leicht süßlich und aromatisch, ungenießbare Zierkürbisse riechen eher unangenehm und unappetitlich."
Mein Tipp

Auch Speisekürbisse sind dekorativ

Würden die Menschen ausschließlich essbare Kürbisse im Hausgarten anpflanzen, könnte dies das Problem der Cucurbitacine lösen. 

Experten meinen zwar, dass Kürbisgewächse auch unter Stress – ausgelöst durch Wetterextreme wie lang anhaltende Trockenheit – Cucurbitacine produzieren können, allerdings wohl nicht in so hohen Mengen.

Außerdem hast Du die Pflege Deiner Kürbisse selbst in der Hand und kannst die Pflanzen durch regelmäßiges Gießen vor Trockenstress bewahren. 

Wenn Du Dir unsicher bist, solltest Du auf den Anbau selbst gewonnener Samen verzichten und das Saatgut lieber jedes Jahr im Gartenfachhandel kaufen.

"Wie viele toxische Stoffe haben Cucurbitacine auch positive medizinische Eigenschaften. Ihre Wirkungsweise gegen Entzündungen, Arteriosklerose, Krebs und Diabetes ist zurzeit Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen."
Hinweis

Selbst gewonnene Samen anbauen

Unsere Warnung vor gesundheitsgefährdenden Cucurbitacinen konnte Dich nicht abschrecken und Du freust Dich schon auf den Anbau Deiner Kürbiskerne? 

Wer über einen gesunden Geruchs- und Geschmacksinn verfügt, kann bittere Kürbisse problemlos erkennen und einfach entsorgen. Im April kannst Du die Kürbissamen hervorholen und überlegen, wie Du bei der Anzucht vorgehen möchtest.

So wachsen aus Kürbiskernen Kürbisse

Erst ab Mitte Mai, wenn nach den Eisheiligen keine Nachtfröste mehr drohen, dürfen Kürbisse ins Freiland. Wer nicht so lange warten möchte, kann sie bereits Mitte April auf der Fensterbank in Töpfen aussäen.

Kürbissamen vorbereiten

Da Kürbiskerne von Natur aus mit einer keimhemmenden Schicht überzogen sind, kannst Du ihre Keimfähigkeit erhöhen, indem Du sie entsprechend vorbehandelst. 

Nimm ein Stück Schleifpapier zur Hand und raue die Schale der Kerne behutsam auf. Weiche sie nun in einer Schüssel mit lauwarmem Wasser über Nacht ein.

Aussaat auf der Fensterbank

Fülle kleine Blumentöpfe mit Anzuchterde und stecke je zwei Kürbiskerne in jeden Topf. Halte das Substrat leicht feucht. Nach sieben bis zehn Tagen keimen die Samen. 

Lass die stärkere Jungpflanze stehen und pflege sie, bis Du sie schließlich ins Beet setzen kannst. In der letzten Woche vor dem Auspflanzen empfiehlt es sich, die Kürbispflanzen abzuhärten, indem Du sie täglich für einige Stunden ins Freie stellst.

Ab in den Garten

Mitte Mai ist es dann endlich so weit. Deine Kürbispflanzen dürfen in ihr Sommerquartier umziehen. 

Setzte sie ins gut aufgelockerte und mit Kompost angereicherte Beet im Pflanzabstand von etwa 150 Zentimetern. Wer keine Lust hatte, die Pflänzchen im Haus vorzuziehen, kann nun auch direkt ins Beet säen. 

Sollte es noch einmal empfindlich abkühlen, empfiehlt es sich, die Jungpflanzen mit Vlies abzudecken.

Kürbis im Kübel

Du hast keinen Garten, träumst aber von eigenen Kürbissen? In einem großen Pflanzgefäß, das mindestens 60 Liter fasst, kannst Du Deinen Traum auch am Balkon verwirklichen. Ganz gleich ob im Haus vorgezogen oder direkt im Kübel gesät, wichtig für das Gedeihen der Pflanze ist ein möglichst sonniger Standort. 

Gieße die Kürbispflanze täglich und versorge sie alle zwei bis drei Wochen mit organischem Flüssigdünger. Ein Spalier verhindert, dass Dein Kürbis den gesamten Outdoor-Bereich zuwuchert. 

Siehe auch: Kürbis düngen

Ein ewiger Kreislauf

Es dauert gar nicht lange, da erscheinen bereits die ersten dottergelben Kürbisblüten. Emsige Bienen und Hummeln übernehmen nur allzu gerne die Bestäubung. 

Und schon entwickelt sich die nächste Generation an prächtigen Kürbissen, die Dir den Herbst versüßen und rund um Halloween als Laternen die Nacht erhellen.

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Foto des Autors

Meine Leidenschaft für die Pflanzenwelt habe ich als Kind bei mendelschen Kreuzungsversuchen entdeckt. Seither bin ich fasziniert von allem, was wächst und blüht. Ich liebe historische Rosen, experimentiere mit dem Anbau exotischer Früchte und interessiere mich für die Wildkräuterküche. Mit meinen Artikeln möchte ich Dir Lust aufs Gärtnern machen und Deine Fragen rund ums Thema Pflanzenpflege beantworten.

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